18 Tage unter Freunden

 

Am Flughafen von Tokyo angekommen, müde und mit viel Gepäck, erwartete mich ein kleines Empfangsommando, welches mich anstrahlte und dann – etwas unjapanisch – in die Arme schloss.

 

Es fühlte sich an, wie ein kleines "Willkommen Zuhause" und ich war den ganzen Abend dann total aufgekratzt. Daran konnte auch die fast zweistündige Zugfahrt nichts ändern, die uns dann schließlich, kurz vor Mitternacht, nach Kokubunji brachte, wo ich für die 2 1/2 Wochen bei Reiko, meiner ehemaligen Gastmama, unterkommen sollte.

 

 

Die zweite Person, die am Flughafen mit auf mich gewartet hat, war Keiko, Reikos beste Freundin, die ich in Neuseeland bereits kennen gelernt hatte. Sie ist extra aus Nagoya angereist und übernachtete gleich mit bei Reiko.

 

 

 

Ein weiterer alter Bekannter erwartete mich in der Wohnung, die zwar an sich nicht mehr die Gleiche ist, wie vor 10 Jahren, aber noch viele bekannte Dinge hatte. Shake, der kleine psycho-Perser von Reiko war auch noch da, und freute sich sichtlich über unser Wiedersehen. (Er ist mittlerweile etwas älter und milder geworden, was mich sehr beruhig hat.)

 

 

Am ersten Tag habe ich noch Schonfrist bekommen und unser Programm bestand eigentlich nur aus einem netten Spaziergang, viel Gequatsche und was man sonst noch so tut, wenn man sich lange nicht mehr gesehen hat.

 

 

 

Auch die folgenden Tage verfolgte ich mein eigenes Programm, da Keiko und Reiko wieder arbeiten mussten. Ich besuchte u.a. Gallerien und Parks und freute mich einfach, wieder in Japan zu sein.

 

 

Kurz darauf ging es dann auch schon los. Meine Freunde waren nicht untätig und wollten mir bei unserer Reunion etwas ganz besonderes bieten. Wir fuhren nach Nagoya, diesmal zu Keiko nach Hause, und schauten uns dort das Museum der Wissenschaften an, welches u.a. einen hauseigenen Wirbelsturm, einer Blitzfabrik und einen Kühlraum für -30°C besitzt. Diesmal war auch Ikuko, Keikos Schwester, mit von der Partie. Wir hatten unseren Spaß und ich war erstaunt, wie viel ich bei den Kommentaren im Planetarium dann doch verstehen konnte.

 

 

Zusammen ging es dann am nächsten Tag nach Shirokawa-go, einem kleinen Dorf in den Bergen mit Gassho-Dächern (mit Stroh bedeckt), welches UNESCO Weltkulturerbe ist. Vorher mussten wir Kriesenrat halten, ob wir überhaupt fahren sollten, denn es regnete und regnete und ein Taifun war angesagt. Das Dorf lag zudem auch noch in den Bergen, wo sich die Erde schnell mal an einer ungünstigen Stelle plötzlich nach unten bewegen kann. Aber letztendlich sind wir doch gefahren und erlebten ein wunderschönes, und vor allem leeres Shirokawa-go, wo wir in einem tollen DIY-Kurs lernten, wie man Sobanudeln macht (ob ich das nochmal alleine hinbekomme, bezweifle ich allerdings...). Wir schauten uns die Häuser im Museumspark an und bewunderten die noch bewohnten Gassho-Häuser im Rest des Dorfes. In einem davon übernachteten wir dann und wurden dank Kiri-chan, die am Abend auch noch zu unserer lustigen Gesellschaft dazustieß, fürstlich bewirtet. Sie war mit den Besitzern des Ryokans (traditionell japanisches Gasthaus) verwandt.

 

 

 

So war unser Tatamizimmer dann letztendlich am Abend ganz schön voll, als die Futons für 5 Leute ausgebreitet wurden. Vor dem Schlafen ging es noch in einen nahe gelegenen Onsen, wo wir unsere kalten nassen Knochen mit etwas wärmerer Nässe entspannten.

 

 

Am nächsten Tag ging es nach einem letzten Blick auf Shirokawa-go und eins der Häuser weiter nach Takayama, wo wir von Kiri-chans Mutter in ihrem Haus freundlich begrüßt wurden. Takayama ist eine Stadt voll Geschichte und alter Gebäude und so machten wir uns auf, diese Ecke noch vor dem Mittagessen ein bisschen zu erkunden.

 

 

Nach einem leckeren Sushi mussten wir uns dann verabschieden und machten uns zurück nach Nagoya. In der Zwischenzeit waren wir zwar nicht mehr in den Bergen, aber das Wetter war weiterhin bedrohlich und Ikuko musste ganz schön balancieren und suchen, bis sie einen Bus fand, der sie wieder nach Hause brachte. Der Shinkanzen fuhr nämlich nicht mehr, die meisten Busse fielen auch aus und seit zwei Tagen kämpften die Menschen in einigen Teilen von Japan mit schweren Überschwemmungen, die auch unzählige Menschenleben kosteten. Bei uns war es sehr nass, die Flüsse waren gefährlich angeschwollen, einige Straßen waren gesperrt, aber ansonsten konnten wir ungehindert überall hin, wo wir hinwollten.

 

 

 

Nur eine Nacht Ruhe gönnten wir uns in Nagoya, bevor wir in das recht unbekannte kleine Örtchen Gamagoori fuhren. Das Wetter schien sich langsam zu bessern, aber eine Hafenrundfahrt war trotzdem nicht drin. So besuchten wir eben die kleine Insel in Stadtnähe, die günstigerweise über eine Brücke zu erreichen ist und das kleine benachbarte Aquarium.

 

Unseren Spaß hatten wir auch beim abendlichen Onsenbesuch und Tischtennisturnier. Oh, und hatte ich erwähnt? EULEN!!!

 

 

Am nächsten Tag traten wir den Rückweg über Tokoname an, ein kleines Dörfchen, welches ganz versessen auf Töpferwaren ist. Auf dem "Töpferpfad" reiht sich ein alter Brennofen an den anderen und überall sind kleine Shops von ansässigen Töpfereien und Kleine süße Figuren oder andere Dinge, die zum Thema passen. Wir waren alle mal kurz im Himmel und konnten uns auch nicht zurückhalten, ein kleines Souvenir mitzunehmen. Auch einen kleinen Töpferkurs an der Drehscheibe hatten wir mit im Programm. Das Wetter hatte sich inzwischen um 180° gedreht und die Sonne verwandelte ganz Japan in einen Glutofen.

 

 

Irgendwann mussten meine Freunde jedoch auch wieder mal arbeiten und so hatte ich wieder ein paar Tage, die ich durch Tokyo und Umgebung streifen konnte und noch andere Freunde treffen konnte. Unter anderem machte ich einen Ausflug nach Kawagoe.

 

Zwei Tage verbrachte ich in Ikukos Zuhause und erlebte dort eine Gyozaparty und besuchte den Zoo von Yokohama.

 

 

Am letzten langen Wochenende fuhren Reiko und ich zum berühmten Takaragawa Onsen in den Bergen, um uns dort ein letztes Mal so richtig einweichen zu lassen. Eine Nacht blieben wir dort, in der uns Frösche, Kröten und Glühwürmchen Gesellschaft leisteten. Dann ging es am nächsten Tag nach einer kleinen Wanderung in den Bergen wieder zurück nach Tokyo.

 

Den letzten Tag in Tokyo gingen wir aufgrund der mittlerweile unerträglichen Hitze ins Hokusai Museum und freuten uns über jeden klimatisierten Ort.

 

 

 

 

Kein Abschied ist mir auf meiner Reise bisher so schwer gefallen, wie der von Japan und Reiko. Man kann gar nicht sagen, wer am Ende trauriger war. Nun setze ich all meine Hoffnungen darauf, dass sie auch endlich mal wieder den Weg nach Europa findet.

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Felix (Freitag, 27 Juli 2018 17:47)

    *________*

    Awwww,da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll <3 das Dorf hatte ich damals für uns ja auch gedacht. Cool, dass du schon da warst :D sieht echt gut aus! Und dieser Soba Workshop.. sooo cool! Und gigantische Berge habt ihr produziert.
    Dieses Töpferdorf... Himmel, wenn ihr schon schwach geworden seid, dann hätte ich wohl einen Lastenesel mieten müssen^^"

    Auf jeden Fall eine echt gigantisch tolle und schöne Reiseetappe!!

  • #2

    steffi (Montag, 30 Juli 2018 08:09)

    Dana mit roter Nase und rotem Umhang im Kühlraum, sehr lustig.... Ich würde ja in den Museen überhaupt nichts verstehen. Aber ich finde es toll, wie sich die Japanerinnen um dich gekümmert haben. Und die Berg-Orte waren trotz des Regens sicher ganz spannend....

  • #3

    Jan (Freitag, 03 August 2018 03:20)

    Wie schön, dass Du die Tage in Japan wieder so richtig mit einem vollen Programm genießen könntest.

    Nudeln selber machen? Wie cool! Dann schmecken sie gleich nochmal so lecker.

    Oh, es klingt alles so spannend, dass ich hoffe irgendwann bald auch mal nach Japan zu kommen.

  • #4

    Dana (Freitag, 03 August 2018 08:42)

    Das hoffe ich auch! So ein tolles Land sollte man nicht immer auf später verschieben! (Und das sage ich nicht nur, weil ich Japan-Fan bin ;))

  • #5

    Maria (Donnerstag, 25 Oktober 2018 04:34)

    Öhm, Dana? Du hast da eine Eule auf dem Kopf. � Steht Dir aber!

    Man merkt beim Lesen richtig, wie glücklich Du warst, wieder in Japan zu sein. Einfach nur schön. Und es war sicher nicht das letzte Mal, also nicht zu traurig sein! Jan und ich besuchen schließlich noch einen Führer, wenn wir dann auch irgendwann mal dorthin fliegen.

    Die Fotos sind auch wieder zauberhaft. Was waren denn das für Vögel, die da im Himmel schwebten?
    Außerdem habe ich beim Betrachten Deine neuen T- Shirts bewundert. Eine interessante Mischung, die Du Dir da im Thailand zugelegt hast. �

  • #6

    Dana (Montag, 29 Oktober 2018 14:35)

    Hallo Maria,
    ich stehe euch als Guide natürlich gerne bei einer Japanreise zur Seite. :)
    Und das da im Himmel waren alles Libellen.