Tinuz is Walking Great

 

 

Nachdem ich meine beiden Freunde in Christchurch auf ihren Flieger gesetzt habe, bin ich noch einige Tage in Christchurch geblieben, um meine Sachen zu ordnen (nach über 3 Wochen Camping sehr nötig) und den Luxus eines weichen Bettes und eines festen Dachs über dem Kopf zu genießen.

 

 

 

Die nächste Station war das idyllisch an der Ostküste Neuseelands gelegene Oamaru. Oamaru ist eine Stadt im viktorianischen Stil, mit vielen änsässigen Künstlern und anderen Verrückten, die diesen Ort zudem zur Steampunkhauptstadt des Landes machen. Da hab ich mich natürlich genau umgesehen und ein wenig das Flair genossen.

 

 

In meinem Hostel hatte ich das Glück, auf mehrere sehr nette Mädels (*hust* junge Frauen...) zu stoßen, die sich spontan zu einer kleinen Gemeinschaft (heutzutage nennt man das auch WhatsApp Gruppe) zusammengeschlossen haben, um ein paar Unternehmungen gemeinsam zu machen. Und so sind wir zusammen um Mitternacht durch die leeren Straßen zur Blauaugenpinguinkolonie gepilgert, um dort den witzigen kleinen Pinguinen bei ihrem allabendlichen Landgang zuzusehen. Tagsüber haben wir auch die Robben und die Gelbaugenpinguine besucht.

 

 

Zu unserem Glück hatten drei aus unserer Vierergruppe das gleiche Ziel nach dem Besuch von Oamaru. Zu dritt im gleichen Bus ging es weiter nach Dunedin, wo zwar jeder in 'seinem' Hostel verschwand, dann aber gleich wieder am Treffpunnkt erschien, um gemeinsam die Stadt zu erkunden.

 

 

 

Dunedins Charme besteht wohl darin, dass man es überhaupt eine Stadt nennen kann, was in Neuseeland nicht allzu häufig vorkommt. Nach einem schnellen Besuch an der steilsten Straße der Welt, wurde der Plan gefasst, zusammen ein Auto zu mieten, um zusammen die in der Nähe gelegene Halbinsel zu erkunden. Am nächsten Tag wurde dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt und zu meinem Leidwesen war ich die Einzige von uns, die eine Fahrerlaubnis für Neuseeland hatte.

 

Zunächst haben wir der lokalen Königsalbatrosskolonie einen Besuch abgestattet. Anschließend ging es einige Strände, wie z.B. Tunnel Beach und Sandfly Beach erkunden. Der krönende Abschluss des Tages (leider direkt in der entgegengesetzten Richtung) waren die Moeraki Boulders. Riesige Murmeln, die ein Riese anscheinend achtlos in den Sand geschmissen hat. Oder sind es doch ein paar versteinerte Eier der Sternenschildkröte Groß A'Tuin?

 

 

Unsere Gruppe löste sich langsam leicht auf und ich verließ Dunedin, um nach Invercargill zu gehen, welches eine der südlichsten Städte Neuseelands ist. In Invercargill erkundete ich die Gegend, bis ich mal wieder auf eine meiner neuen Freundinnen stieß. Versetzt hatten wir nämlich, ohne es zu wissen, den gleichen Trip gebucht. Einmal nach Stewart Island, wandern, und wieder zurück.

 

 

 

Stewart Island ist eine der Südinsel vorgelagerte kleine Insel. Praktisch die letzte bewohnte Insel vor dem Südpol. Sie ist von der Hauptinsel mit einer Fähre zu erreichen und größtenteils mit dichtem Regenwald bewachsen. Stewart Island und die umliegenden Inseln sind allesamt Heimat seltener Vögel, die hier einen relativ menschenleeren Zufluchtsort haben. Außerdem startet von Oban, der einzigen Ortschaft, einer der Great Walks. Great Walks sind landschaftlich besonders reizvolle mehrtägige Wanderungen, die man bei der Naturschutzbehörde vorbuchen muss, da die Hüttenplätze begrenzt sind. Ich reihte mich ein und wanderte wacker die 32km mit dem großen Rucksack durch den Wald. Dafür wurde ich mit dichtem Regenwald, seltenen Vögeln, abgelegenen Stränden und vor allem ganz viel Ich-Zeit belohnt.

 

In den Hütten ging es abends munter zu und kurzerhand wurde ich sogar von einem älteren Kiwipärchen zum Muschelnsammeln mitgenommen, die anschließend im heißen Wasser über dem Campingkocher gekocht wurden. Sobald es dunkel wurde, schlichen sich die Sternengucker und Kiwisucher aus der Hütte und versuchten ihr Glück. Ich habe auf Stewart Island meine ersten Kiwis in der Wildnis gesehen und bin sehr froh darüber, den Ausflug gemacht zu haben!

 

 

Zurück in Invercargill suchte ich fieberhaft nach jemandem, der mit mir nach Curio Bay fahren würde. An diesen leicht abgeschiedenen Strand fahren keine Busse und so war ich auf privaten Transport angewiesen. Als ich endlich, nach Aufbietung all meiner von Duffi gelernten Überredungskünste, jemanden gefunden hatte, der mit mir die Reise wagen würde, wurden uns natürlich für zwei Tage Unwetter angekündigt...

 

Unverdrossen sind wir trotzdem hin und haben zumindest durch den strömenden Regen noch ein paar Delfine aus dem Wasser hüpfen und Saltos schlagen sehen. Wundervoll!

 

Mein Zelt erhielt an diesem Tag / in dieser Nacht seine Wassertaufe und bestand sie mit Bravur! Wirklich unerwartet, bin ich doch tatsächlich trocken geblieben. Naja, zumindest in der Hinsicht, dass nichts noch mehr nass geworden ist, was nicht schon vorher nass war. Denn natürlich wurden wir noch einmal ordentlich durchweicht, als wir abends die Gelbaugenpinguine ausfindig gemacht haben. Am nächsten Tag ging es dann nach einem Strandspaziergang auch schon wieder zurück nach Invercargill, von wo aus mich ein Bus ins wunderschöne Te Anau gebracht hat.

 

 

Und wen hab ich da zum mittlerweile vierten Mal getroffen? Die Claudi, meine Bekanntschaft aus Oamaru. Es ist wirklich angenehm, so etwas wie einen normalen Freund hier zu haben, mit dem man sich abends mal treffen und quatschen kann. Leider würde dies unser letztes Treffen werden, da sie sich danach nach Australien verabschieden würde.

 

Te Anau ist eine kleine Ortschaft direkt an einem tiefblauen See und Ausgangspunkt vieler bekannter Wanderungen und Ausflüge in den Fjordland National Park. Auch ich hatte etwas in der Richtung geplant und noch einen Platz auf einer zweitägigen Minikreuzfahrt auf dem Doubtful Sound, einer der bekanntesten Fjorde hier, ergattert. Um zu diesem Fjord zu gelangen, musste ich zuerst mit einem Shuttlebus zum Ufer des Sees Manapouri fahren, und von dort aus eine Fähre besteigen, die mich ans andere Ende des Sees bringen würde. Hier wartete wiederum ein Bus auf mich und die anderen Passagiere, um uns dann über die Passstraße zum Fjord zu fahren. Klingt umständlich? Ist es auch! Dafür bekommt man mal wieder viel unberührte Natur zu sehen und ist sogar tatsächlich am Ende des Tages das einzige Boot im Fjord.

 

Bei strahlendem Sonnenschein (und trotzdem sehr kaltem Wind) ging es einmal bis zur Mündung des Fjords ins Meer, wo sich eine Seelöwenkolonie ihren Kindergarten eingerichtet hat. Das Wetter war perfekt für eine kleine Paddeltour, die vom Hauptboot aus gestartet wurde. Für die Mutigen unter den Passagieren (wozu ich mich natürlich normalerweise nicht zähle) gab es danach auch noch die Gelegenheit, im Fjord zu schwimmen. Neeeee, dachte sich die Dana, das mach ich nicht!

 

Dann hörte sie, dass das Wasser angeblich 23°C haben soll. Das musste sie doch glatt testen!

 

Und bald schon tummelte sie sich mit den anderen 'Mutigen' im Fjordwasser und sprang von der Seite des Boots ins Wasser. Keine Ahnung, wie das Wasser an dieser Stelle so warm werden konnte, wenn der Rest des Fjords angeblich nur 10°C hat, aber ich war im Wasser und das ist Beweis genug!

 

Natürlich muss man auch das gute Essen an Bord erwähnen, was mir kleinen ausgehungerten, Fast Food verseuchten Backpacker die Freudentränen im Gesicht und das Wasser im Mund hat zusammenlaufen lassen. Mein Magen war nicht begeistert, aber meine Zunge schon! Und zum Schlafen ist man ja auch nicht hergekommen, wenn man so viele Sterne in der Nacht sehen kann, nicht wahr?

 

Nach diesem aufregenden Tag wurden wir halb 7 durch die Schiffsmotoren geweckt und es ging nach einem ausgezeichneten Frühstück weiter, in einen anderen Arm des Fjords. An diesem Tag zeigte sich das Wetter von seiner mysteriösen, vernebelten Seite. Aber das war auch sehr schön und stand ihm meiner Meinung nach sogar besser als Sonnenschein.

 

Viel zu schnell war dieser Ausflug zu Ende und ich kam wieder in Te Anau an.

 

 

Nach einem verzweifelten Buchungsmarathon stand mein nächstes Reiseziel fest: Queenstown. Eigentlich wollte ich diese sogenannte „Adrenalinhauptstadt“ überspringen, aber zufällig kam ich noch an ein paar Hüttenplätze von einem anderen Great Walk, dem Routeburn Track. Dies war einer der schönsten Great Walks und normalerweise musste man die Tickets schon ein halbes Jahr im Voraus buchen! Schieres Glück sorgte dafür, dass wahrscheinlich kurz bevor ich ins Internet schaute , ein anderer Seine Plätze freigab und ich so noch Karten bekam. Dies bedeutete allerdings einen gewaltigen Planungsaufwand für mich, da zum Track auch noch ein Shuttle organisiert werden und eine Unterkunft in Queenstown gefunden werden musste. Und Queenstown...

 

...war schlicht und einfach ausgebucht. Nix. Nada. Niente.

 

Nachdem ich praktisch mit Tränen in den Augen vor der Frau in der Touristeninformation stand, hatte ich einen Zeltplatz für drei Nächte, 55$ pro Nacht, bekommen. Da packte mich dann ein bisschen die Torschlusspanik und ich begann, auch weitere Stationen im Süden vorzubuchen, um weiteren Desastern dieser Art vorzubeugen.

 

 

 

Und so kam ich also mit meinem Zelt in Queenstown an, was tatsächlich viel schöner war, als ich mir das vorstellen konnte...und viel voller mit Touristen, als ich es je in meinen schlimmsten Albträumen zu träumen wagte. In Neuseeland gewöhnt man sich so langsam an menschenleere Natur und winzige Ortschaften, deren größter Stolz der Tante Emma Laden um die Ecke und die kleine Bildergalerie von Gretchen Maier ist. Wenn man aus dieser Isolation heraus nach Queenstown kommt, kann man schon mal ein wenig Fluchtrefelx bekommen. Aber es ist wunderschön gelegen und hat wirklich mal viele hübsche kleine Läden, die zum Bummeln und Shoppen einladen. Auch meine Geldbörse wurde ein wenig erleichtert und an einem von vielen Drehort-Hotspots der Herr der Ringe Filme konnte ich nicht widerstehen und buchte mir eine Fantour.

 

 

Waren die Tage in Queenstown von absolut unanständig tollen Sonnenschein geprägt, so sah es auf meiner Wanderung auf dem Routeburn Track im Mt.Aspiring National Park doch ganz anders aus. Kaum hatte ich mit dem Shuttlebus den Parkplatz des Einstiegs zum Wanderweg erreicht, begann es zu regnen. Aufhören tat es eigentlich nur einmal 4 Stunden gegen Abend am ersten Tag, ansonsten prasselte es munter auf mich und all die anderen gestraften Wanderer herunter, als schien es uns am eigenen Leib spüren lassen zu wollen, was ein Regenwald eigentlich ist. Dieser war über, unter, um und neben uns und war so schön, dass man den Regen eigentlich fast verzeihen konnte. (Bis zu dem Tag, an dem die Sachen über Nacht nicht mehr trocken wurden...)

 

Am zweiten Tag stand alles schon vor dem ersten Licht auf, da noch schlechteres Wetter als am Vortag angesagt war. Morgens blieb es noch trocken, und ermöglichte mir einen atemberaubenden Blick über die Ebenen von Rohan...*hust* ich meine natürlich Berge vom Mt.Aspiring Nationalpark. Doch schon nach dem ersten Bergkamm schlug das Wetter wieder in die eher nasse Richtung um und ich musste mich ausschließlich auf den schmalen Pfad konzentrieren, der mich an der steilen Bergseite entlangführte. Das letzte Stück des Weges, als der Regen so richtig eingesetzt hatte, war dann glücklicherweise wieder im Wald. In der letzten Hütte war großer Betrieb und jeder versuchte sich die Zeit zu vertreiben, bis er ins Bett gehen konnte. Am nächsten Tag hieß es dann nur noch: schnell zum Shuttle kommen, denn alles was nass sein konnte, war nun nass. Zum Glück hatten wir einen sehr verständnisvollen Busfahrer, der den Bus, bevor er uns aufgesammelt hat, auf Hochtouren vorgeheizt hatte. Trotz Regen und allem, es war schön, schön, schön und jeder, der nach Neuseeland kommt und es sich leisten kann und einen Platz bekommt, sollte diese Wanderung machen!

 

 

Nun habe ich all diese großen Abenteuer hinter mir, die sich in einer erschreckenden Geschwindigkeit aneinander gereiht haben, und stelle fest, dass die Zeit hier in Neuseeland mit ebenso großen Schritten voranschreitet. Nun ist es schon 2018 und in einem halben Jahr spätestens werde ich wieder irgendwo in Leipzig sitzen und auf diese Reise zurückblicken, wie als wäre sie ein Traum gewesen. Ein wenig habe ich Angst davor und ein wenig sehne ich diesen Moment herbei. Doch noch ist lange genug Zeit, um beide Gedanken beiseite zu schieben und mich auf das Hier und Jetzt und die noch vor mir liegenden Abenteuer zu konzentrieren.

 

- eure Dana (jetzt wieder mit Hut!)

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Steffi (Dienstag, 20 Februar 2018 09:01)

    Hallo Dana, Andreas kommt aus dem Staunen nicht heraus, dass du Mehrtageswanderungen machst und in Hütten übernachtest. Ich hätte bei Regen wahrscheinlich aufgegeben. Aber die Regenwald-Bilder sind schön mystisch...

  • #2

    Katrin (Mittwoch, 21 Februar 2018 10:59)

    Hallo Dana, toll dass Du so super vorbereitet bist mit dem Führerschein... und die vielen Strapazen auf Dich nimmst ..aber die tolle Natur ..das sind die Bilder, da kannst Du noch lange von zehren...danke das wir dran teilhaben können.Geniesse es,
    Dir noch eine schöne Zeit

  • #3

    TUGI (Mittwoch, 21 Februar 2018 14:13)

    Oh, ein Hut tut gut!
    Wie immer sind deine Fotos absolut magisch. Es sieht gar nicht so nass aus, wie du es beschreibst XD
    Die Neuseeländer geben ihren Ortschaften aber wirklich komische Namen. Würde mich gar nicht wundern, wenn du dort tatsächlich über die Ebenen von Rohan stolperst, klingt zumindest besser als Invercargill (was klingt wie ein Waschmittel).
    Ich freue mich schon auf deinen nächsten Anruf!

  • #4

    Maria (Samstag, 05 Mai 2018)

    Oamaru, Steampunkhauptstadt? Wie genial ist das denn bitte?! Da müssen wir unbedingt auch hin.

    Die Great Walks klingen ebenfalls wundervoll. Du bist die wirklich mit dem großen Rucksack gegangen? Puh, das war sicher anstrengend.

    Meinen Vorkommentatoren kann ich mich im Übrigen nur anschließen: Deine Fotos sind wirklich magisch!